Killakops ("kopfüber")

Der Schopftintling – ein Eintagespilz mit spektakulärem Abgang

Wer im Herbst am Wegesrand einen Pilz entdeckt, dessen Hut regelrecht zerfließt und in schwarzen Tropfen auf dem Boden endet, der hat wahrscheinlich einen Schopftintling (Coprinus comatus) entdeckt, von dem spätestens am nächsten Tag meist nur noch der nackte Stiel in die Höhe ragt.

Schopf-Tintling, an vier aufeinanderfolgenden Tagen im Herbst in der Eifel aufgenommen (von Steffen Heinz Caronna – Selbst fotografiert, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26433937)

Tintlinge sind „Eintagespilze“

Schopftintlinge gehören zur Gattung der Tintlinge (Coprinus), die mit etwa 95 Arten eine recht große Pilzgattung bilden. Die meisten Tintlinge sind klein und zerfließen nach kurzer „Blütezeit“ sehr schnell, manchmal innerhalb von Stunden.

Der Spargelpilz, wie der Schopftintling wegen seines langen Stiels auch genannt wird, ist ein schöner, weißseidiger Pilz, der regelrecht zu seiner endgültigen Höhe von bis zu 30 Zentimetern emporschießt. Der zunächst walzenförmige, stark schuppige Hut wird unten durch einen Ring abgeschlossen. Dadurch ist der Stiel zunächst unsichtbar. Nach der Abtrennung vom Hut ist dieser Rind verschiebbar, aber recht vergänglich.

Der Hut erscheint nun kegelförmig, reißt am Rand ein und rollt sich immer mehr nach außen spiralig auf. Die Blätter verfärben sich von weiß zunächst zu rosa, werden dann bräunlich und zuletzt schwarz. Schließlich zerfließen sie zusammen mit dem Hut zu einer tintenartigen, tiefschwarzen Flüssigkeit, die langsam herabtropft.

Schopftintlinge „fressen“ Fadenwürmer

Der Schopftintling kann Nematoden (winzige Fadenwürmer) fangen und verdauen. Biologen nennen diese Fähigkeit „nematophag“. Dazu bildet der Pilz kleine kugelige Strukturen mit dornigen Auswüchsen aus. Damit wird ein Gift ausgeschieden, das die Fadenwürmer unbeweglich macht. Anschließend werden die Nematoden vom Myzel (das ist der eigentlich Pilz im Erdboden) besiedelt und ziemlich schnell verdaut.

Tintentropfen als Fortpflanzungsmittel

Mit jedem dieser „Tintentropfen“ fallen viele Tausende Pilzsporen auf den Boden und sorgen so für die Vermehrung. Diese Art des Vergehens ist eine Art Selbstverdauung, die typisch für die Tintlinge ist. Ein weiterer volkstümlicher Name für den Schopftintling geht auf diese Eigenschaft zurück: Tintenpilz.

Von Juni bis November wachsen Schopftintlinge auf gedüngten Grasplätzen, Abfallhalden und Kompostplätzen und besonders auch dort, wo Blätter von Bäumen aufgehäuft werden. Meist findet man sie in größeren Büscheln. Schopftintlinge sind recht häufig zu finden – und das beinahe acht Monate im Jahr. Hauptertragszeit ist in der Regel der September.

Abbildung aus: Albin Schmalfuß – Führer für Pilzfreunde: die am häufigsten vorkommenden essbaren, verdächtigen und giftigen Pilze.

Schmackhafte Speisepilze – aber nur jung

Wer einen Schopftintling im Stadium des Vergehens sieht, wird es kaum glauben: solange sie jung und die Blätter weiß sind, schmecken sie recht gut. Sie müssen nur gut gewürzt werden, weil sie beim Kochen einen etwas faden Geschmack annehmen. Besonders geeignet sind sie als Zugabe zum Gulasch und zur Herstellung von Pilzextrakt. Jung geerntete Schopftintlinge können gut im Dörrapparat getrocknet werden, sie ergeben sehr würzige Trockenpilze.

Der Schopftintling kann auf kompostiertem Pferdemist angebaut werden. Praktischer ist heute aber der Anbau auf handelsüblichem Substrat. Werden die Pilzhüte abgeschnitten, solange sie noch geschlossen sind (der Hut sollte sich noch nicht vom Stiel gelöst haben), gehen sie nicht in Selbstauflösung (Autolyse) über. In diesem Zustand geerntete Schopftintlinge haben die gleiche Haltbarkeit und Marktfähigkeit wie andere Speisepilze. Trotzdem sollte man in der Natur gesammelte Schopftintlinge zügig verarbeiten.

Gebacken als leckere Vorspeise

Zutaten: kleine feste Schopftintlinge mit noch weißem Fleisch, für je 6 Pilze das Eiweiß von zwei Eiern, 2 Esslöffel Mehl, ein halber Teelöffel Salz, frisch gemahlener Pfeffer, selbst geriebenes Weißbrot oder Semmeln als Panade und Öl zum Ausbacken.

Das Eiweiß mit dem Mehl, dem Pfeffer und dem Salz gut vermischen. Dabei soviel Salz nehmen, bis die Masse kräftig salzig schmeckt. Die Pilze erst im Eiweiß und dann in den Semmelbröseln wälzen. Anschließend die Tintlinge im heißen Öl knusprig goldbraun backen. Nach dem Backen auf Küchenpapier kurz abtropfen lassen und dann auf knackigen Salatblättern servieren. Ein Klecks Tomatensauce mit Knoblauch gibt dieser Vorspeise den letzten Pfiff.

Viele weitere Rezepte findet man im Internet – zum Beispiel bei chefkoch.de:
Schopftintling-Rezepte

Achtung: Bei gleichzeitigem oder nachfolgendem Alkoholgenuß können beim Verzehr von Schopftintlingen leichte Vergiftungserscheinungen auftreten. Diese äußern sich allerdings meist nur auf harmlose Übelkeit. Also besser keinen Wein zum Tintlings-Mahl trinken!

Literaturempfehlungen:

Text: © Martina Berg

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