Killakops ("kopfüber")

8 praktische Tipps für Gänsehalter – vom Ei bis zum Gössel

Gänse handeln nach Friedrich Schillers wohlbekanntem Rat aus seinem Gedicht „Die Glocke“: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet! Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.“ Im Gegensatz zu allen anderen Geflügelarten brütet ein Gänsepaar in der Regel erst im zweiten Jahr, nachdem es sich gefunden hat. Gänse bleiben sich ein Leben lang treu und bebrüten und bewachen ihr Gelege gemeinsam.

Trinkendes Gänsepaar – Foto: © Martina Berg

Nach dem Schlupf kümmern sie sich auch um ihren Nachwuchs, die sogenannten Gössel, gemeinsam. Gänse sind ausgesprochene Familienmenschen, oh pardon, das heißt wohl eher Familienvögel. Partner und Gössel stehen immer an erster Stelle.

Wer als Züchter seine angehenden Gänseeltern von der Eiablage bis zum Schlupf der Jungen unterstützen möchte, für den gibt es nachfolgend einige Tipps:

1. Vorbereitungen für die Gänsebrut

Schon früh im Jahr sucht das Gänsepaar nach einem geeigneten Platz für sein Nest. Ganz wichtig ist der Schutz vor Mardern, Füchsen, Igeln und Mäusen. Ein nicht zu heller Stall ist ideal. Bieten Sie ihren Gänsen dazu trockenes Stroh für den Nestbau an. Sobald das Nest fertig ist, beginnt die Gans mit der Eiablage. Die anschließende Brutphase dauert circa 30 bis 32 Tage.

2. Überschüssige Eier entnehmen

Es kommt recht häufig vor, dass eine Gans wesentlich mehr Eier legt, als sie ausbrüten kann. Nummerieren Sie mit einem Bleistift die Eiern fortlaufend. So wissen Sie, welches das jeweils älteste ist. Sind 12 Eier gelegt, dann sollten Sie das jeweils älteste aus dem Gelege entfernen. Benutzen Sie für die Kennzeichnung der Eier NIE einen Edding oder einen anderen Filzstift: die chemischen Inhaltsstoffe können das ungeborene Gössel schädigen!

Gänse im Baumschatten auf einer Wiese – Foto: © Martina Berg

3. Futter und Wasser gehört in Nestnähe

Während sie brütet, verläßt die Gans tagsüber das Nest in Begleitung des Ganters nur, um das Nötigste zu erledigen. Etwa um zu fressen oder sich zu reinigen. Stellen Sie daher immer Futter und frisches Wasser in Gelegenähe. Wenn es geht, aber außerhalb des Stalles.

4. Eier auf Befruchtung überprüfen

Nicht jedes der bebrüteten Eier ist auch tatsächlich befruchtet. Am 10. Tag nach der Eiablage sollte bei befruchteten Eiern unter der Schierlampe ein dunkler Fleck und ein Adernetz im Ei zu sehen sein. Das Schieren (= durchleuchten) können Sie durchführen, während das Gänsepaar gerade draußen ist. Eindeutig unbefruchtete Eier sollten Sie dem Gelege entnehmen. Die Gans kann weniger Eier besser bebrüten.

Frisch geschlüpftes Gössel (Gänse-Küken) – Foto: © bojorgensen – Fotolia.com

5. Gänsekükenfutter und flache Wasserschale besorgen

Spezielles Gösselfutter sollten Sie bereits jetzt besorgen. Außerdem muß eine flache Trinkmöglichkeit bereitgestellt werden. Die frisch geschlüpften Junggänse können anfangs in zu tiefen Gefässen untergehen.

6. Nicht beim Schlüpfen helfen

Auch wenn es schwer fällt: helfen Sie einem Gössel (Gänse-Küken) nicht beim Kampf aus dem Ei ins Leben. Vom ersten Riss in der Eierschale bis zum vollständigen Schlupf aller Gössel kann es schon mal einige Tage dauern. Haben Sie Geduld und vertrauen Sie auf Mutter Natur und das Gänslein.

7. Füttern ab dem zweiten Tag

Am ersten Tag brauchen die Gössel noch kein Futter. Sie ernähren sich vom Ei. Erst am zweiten Tag können Sie mit dem Anfüttern beginnen. Grobkörniger Sand oder kleine Steinchen sollten Sie ebenfalls anbieten. Gänse fressen dieses, um ihre Verdauung zu unterstützen.

8. Erster Gössel-Ausgang

Die Gänseeltern entscheiden, wann ihr Nachwuchs zum ersten Mal nach draußen darf. Das kann schon nach wenigen Tagen sein aber auch erst nach über einer Woche. Auch hier gilt: haben Sie einfach Geduld. Das Gänsepaar weiß genau, wann die richtige Zeit gekommen ist.

Mama Gans unterwegs mit ihren Gösseln – Foto: © Carola Schubbel – Fotolia.com

Gänseeier schmecken besonders lecker

Es wäre einfach schade und pure Verschwendung, die unbefruchteten Eier einfach wegzuwerfen. Gänseeier lassen sich genauso wie Hühnereier zubereiten und essen. Sie schmecken kräftiger als Hühnereier, sind größer und wiegen etwa soviel wie drei Hühnereier (bis zu 200 Gramm).

Am Niederrhein gelten Gänseeier als besondere Köstlichkeit, im Rest Deutschlands findet man sie so gut wie nie auf der Speisekarte. Wie das älteste erhaltene Kochbuch der römischen Antike beweist, waren Gänseeier-Gerichte in Rom ausserordentlich beliebt. Zum Lesen und Nachkochen empfehle ich „Das Apicius Kochbuch“ von Richard Gollmer. Es enthält 400 Rezepte aus der Römerzeit von einfach und lecker bis zu abenteuerlich und exotisch.

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit Ihrem Gänsenachwuchs und würde mich freuen, wenn Sie für weitere Tipps oder Lob und Kritik das Kommentarfeld nutzen.

Hausgans-Porträt – Foto: © Martina Berg

Text: © killakops

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